fragil

oh ton-ensemble spielt „fragil” in der Exerzierhalle OL

Die iranische Sängerin Hasti Molavian und die us-amerikanische Sängerin Christie Finn sind Gäste des oh ton-ensemble im Konzert “fragil”. Ein sehr intimes Programm bringt zwei Schlüsselwerke für Stimme zur Aufführung. Helmut Lachenmanns “temA” aus dem Jahre1968 verarbeitet – zu seiner Zeit vollkommen unerhört und quasi eine Tabuverletzung – die Geräusch- und Klangmöglichkeiten der menschlichen Stimme, hier mit einem Mezzo-Sopran (Hasti Molavian). Zur Stimme gesellen sich ein Cello und eine Flöte, imitieren, ergänzen oder kontrastieren harmonisch die Intention des damals 35-jährigen Komponisten, der im vergangenen Jahr seinen 80. Geburtstag feierte. Die Komposition ist also fast 50 Jahre alt, so dass durchaus von historischer Musik gesprochen werden könnte.
Rund 10 Jahre nach Lachenmann komponierte Mathias Spahlinger seine “128 erfüllte augenblicke”, die verschiedene Aspekte der Lachenmannschen Komposition aufnehmen, das Hauptaugenmerk aber komplett woanders ansiedelt. Hier agiert wieder ein Mezzo-Sopran, diesmal Christie Finn, in einer Kammermusik mit Klarinette und Violoncello. Spahlingers Werk verlangt von den Interpreten, anhand von 128 vorgegebenen und ausnotierten Fragmenten und bestimmten Regeln das Stück auch in der Form selbst zu entwickeln. Die Regeln bestimmen Prozesse der Verdichtung, der Lautstärke, der Töne bzw. der teils benutzten Geräusche. Wie bei Lachenmanns “temA” gibt es keinen Text, sondern beide Stücke basieren ausschließlich auf Lautmalerei.
Diese beiden Stücke für Stimme und Instrumente werden umrahmt von den Kompositionen “psy” von Peter Eötvös (für Flöte, Marimbaphon und Cello) sowie “Chiffren haltbarer Zustände” von Eckart Beinke (für Schlagzeug und Bass-Flöte). Die allen Werken innewohnende hohe Sensibilität im Interpretieren wie im Hören hat zum Titel “fragil” geführt. Die kleineren Besetzungen lassen jedes Werk durch den intimen Charakter des Konzerts viel stärker wirken. Nicht nur für Vokal-Liebhaber ein spannender Abend.

oh ton-Projekt im Rahmen von „klangpol – Netzwerk Neue Musik Nordwest“ in Zusammenarbeit mit dem Oldenburgischen Staatstheater.
Das Projekt wird gefördert von “klangpol” und der Musikförderung in Niedersachsen beim NDR.

Bildunterschrift:

Die Sängerin Hasti Molavian im Konzert des oh ton-ensemble.

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